"Der Ratscher erfolgt am Telefon"

23 Mitarbeiter, ein Zivildiener und zahlreiche ehrenamtliche Helfer betreuen rund 140 Klienten beim Sozial- und Gesundheitssprengel Kirchberg-Reith. Wie der Sprengel mit dem Coronavirus umgeht, erklären die stv. Geschäftsführerin Monika Fae und die Pflegedienstleiterin Caroline Trixl.

 

Wie ist die Situation im Sozialund Gesundheitssprengel?

Wir haben eine ausgesprochen gute Zusammenarbeit, die Mitarbeiter sind sehr flexibel und können sich gut der derzeitigen Situation anpassen. Die gute Stimmung im Team hat auch eine positive Wirkung auf unsere Klienten. Wir haben seit fast drei Wochen umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, die zum Schutz unserer Klienten und unserer Mitarbeiter dienen. Die Führungskräfte beurteilen die Situation täglich neu und gegebenenfalls werden die Maßnahmen angepasst. Unsere üblichen Dienstleistungen wurden reduziert und alle Leistungen, die nicht als dringend eingestuft werden, sind bis auf weiteres ausgesetzt, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern. Selbstverständlich gehen wir weiterhin für unsere Klienten einkaufen und besorgen Medikamente.

 

Welche Herausforderungen gilt es für in Zeiten von Corona zu bewältigen?

Das Arbeiten mit Schutzkleidung ist für die Mitarbeiter oft anstrengend, Überhitzung durch Schutzkittel und eingeschränkte Atmung durch die Maske. Natürlich ist in dieser herausfordernden Zeit das Thema „spezielle Schutzausrüstung“ für uns besonders wichtig. Wir hoffen, diesbezüglich über die Landesregierung in den nächsten Tagen die dringend notwendige Unterstützung zu erhalten. Viele „persönliche“ Kontakte mussten stark eingeschränkt werden. Die Klienten, die wir derzeit nicht betreuen, werden von uns regelmäßig telefonisch kontaktiert, um sie durch diese schwierige Zeit zu begleiten.
Ebenfalls können beim Essen-auf-Rädern Ausliefern derzeit die Essensboxen nicht mehr in die Wohnung gebracht werden. Diese werden vor dem Haus abgestellt, der wichtige kurze „Ratscher“ kann daher auch nur telefonisch erfolgen, hier unterstützen uns die ehrenamtlichen Helfer.
Ebenfalls müssen sich die Sozial- und Gesundheitssprengel um die ohnehin angespannte finanzielle Situation kümmern, es fallen derzeit viele Betreuungsstunden aus und wir wissen nicht, zu welchem Zeitpunkt wir die (Reserve)-MitarbeiterInnen wieder einsetzen können. „Die Mitarbeiter haben natürlich Angst jemanden unwissentlich anzustecken.“

 

Pflege funktioniert ja nicht mit einem Meter Abstand - welche Vorkehrungen gibt es, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren?

Vorausgeschickt wird, dass nur Mitarbeiter arbeiten, die frei von jeden Infektionszeichen sind. Unsere Mitarbeiter sind bestmöglich zu Hygieneund Schutzmaßnahmen geschult und arbeiten jeweils „alleine“ bei den Menschen zu Hause. Mitarbeiter haben die Anweisung, ein Zusammentreffen zu vermeiden. Dadurch finden Übergaben und Fallbesprechungen telefonisch statt, um den Austausch aufrecht zu erhalten und einer psychischen Belastung entgegen zu wirken.
Vor Dienstbeginn messen die Mitarbeiter die eigene Körpertemperatur, und auch bei den Klienten wird die Körpertemperatur täglich überwacht. Die Hygienevorschriften werden eingehalten. Wir verwenden Dienstkleidung, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Mundschutz und Schutzkittel. Die Betreuung erfolgt derzeit mit fixen Routen, d.h. gleiche Mitarbeiter betreuen gleiche Klienten über einen längeren Zeitraum. Sollte es zu Quarantänemaßnahmen kommen, können andere Kollegen weiterarbeiten.

 

Wie geht es den Mitarbeitern – haben sie Angst ältere Menschen anzustecken, ohne es zu wissen?

Ja, die Mitarbeiter sind unsicher und haben natürlich Angst, unwissentlich einen Klienten anzustecken. Wir halten alle unsere Hygiene- und Schutzmaßnahmen ein und versuchen eine Ansteckung zu vermeiden. Eine 100% Sicherheit gibt es leider nicht.

 

Ein Mitarbeiter in der Pflege oder ein Klient erkrankt an Corona - was passiert dann?

 

Wenn ein Mitarbeiter oder ein Klient erkrankt, dann müssen wir den behördlichen Weg gehen. Wir werden die Anweisungen der Gesundheitsbehörde befolgen. Ob ein Klient zu Hause versorgt werden kann, ist im Einzelfall zu beurteilen.

 

Man hört immer in den Medien, dass ausländische Pfleger nun nicht mehr kommen, ist das auch beim Sozialsprengel ein Thema?

Derzeit haben wir noch keine Anfragen diesbezüglich. In unserem Betrieb ist nur einheimisches Personal beschäftigt. Es wird für uns dann ein Thema werden, wenn die 24h Betreuungsagenturen ihre Betreuung nicht mehr aufrechterhalten können.

 

Braucht es vom Gesetzgeber her aus ihrer Sicht noch irgendwelche Maßnahmen?

Die Hauskrankenpflege ist leider die unterste Stufe des Gesundheitssystems, obwohl sie ein unverzichtbarer Systempartner in der Versorgungskette darstellt. Wir wurden zu Beginn gar nicht bis kaum informiert. Die erforderlichen Informationen haben wir erst vor kurzem bekommen. Es wäre wünschenswert, wenn alle Pflege- und Betreuungseinrichtungen dieselbe Aufmerksamkeit erhalten würden. Wenn sich die Bevölkerung an die ohnehin schon strengen Maßnahmen der Regierung hält und „dahoam“ bleibt, ist auch für unsere Arbeit schon viel getan.

 

Das Interview wurde von Johanna Monitzer, Kitzbüheler Anzeiger, auf Basis Wissensstand von Montag, 30. März geführt.

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